Namo Tassa Bhagavato Arahato Sammāsambuddhassa



Die reine Lehre des Erwachten bestand nach seinem Verlöschen ca 500 Jahre. Danach spalteten sich mehrere Richtungen ab welche gemäß ihrer Lehrauslegungen bestimmte Praktiken hervorhoben und verfeinerten, andere vernachlässigten sowie landesübliche kulturelle Eigentümlichkeiten integrierten. Der heutige "Buddhismus" zeigt sich daher in seiner Vielfalt wie ein bunter Blumenstrauss. Allen gemeinsam ist der Bezug auf die 4 edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad. Beim näheren Hinsehen vertreten einige Schulen und Lehrer aber der überlieferten Lehre widersprechende Ansichten und Meinungen. Nicht umsonst hat der Buddha als seinen Nachfolger keinen seiner Schüler, sondern die Lehre benannt.
Die gesamte ursprüngliche Lehre des Erwachten ist uns heute noch wortwörtlich  in guten Übersetzungen verfügbar. Der Buddha hat genau beschrieben wie Lehrer und Lehre auf Echtheit zu prüfen sind. Jeder ernsthafte Nachfolger sollte daher seine Vorgehensweise im Lichte der ursprünglichen Lehre betrachten und gegebenenfalls korrigieren. Nur so ist eine wirkliche Näherung an das Heilsziel möglich.

 Was die heilsuntauglichen Verhaltensweisen sind, wo sie herkommen, wo sie sich vollständig auflösen und wie man dazu vorgeht muss man wissen. (3.36) M 78

Egal ob im Haus mit Familie lebend oder als Mönch – die Vorgehensweise entscheidet über Erfolg und Misserfolg.

Ein erfolgreiches Vorgehen zeigt sich in einer wachsenden Ruhe und Zufriedenheit, einem größerem Verständnis gegenüber unseren Mitwesen, der Fähigkeit größeres Mitgefühl und Liebe zu empfinden sowie einem von äußeren Einflüssen unabhängiges Wohlgefühl das sich in Richtung eines wunschlosen Glücklichseins steigern kann. Nur auf diesem Wege ist es möglich den vielen Versuchungen unserer Triebe und Neigungen zu widerstehen so dass das Sinnenwohl im Gegensatz zum inneren Wohl immer reizloser wird bzw. als Bedrängnis empfunden wird. 

Bei der Belehrung von Hausleuten und Mönchen hielt der Erwachte eine bestimmte Reihenfolge ein. Diese einzelnen Glieder sollten zunächst einmal schwerpunktmäßig beachtet und geübt werden ohne dabei die anderen  aus dem Auge zu verlieren. Es ist  kein Abarbeiten einzelner Stufen wie bei einer Leiter sondern wie das Betrachten der Speichen eines Rades, wobei die einzelne Speiche im Moment der Betrachtung  mehr Aufmerksamkeit bekommt, die anderen sich aber immer noch im Sichtfeld befinden.

Ziel dieser Vorgehensweise ist es zunächst unser Herz zu öffnen und unseren Geist zu beruhigen damit wir für die Lehre aufnahmefähiger werden.
Mit fortgeschrittener Praxis sieht unser Geist klarer, wird unser Herz einiger und wir erfahren langsam die Früchte unseres Wirkens - unser Streben richtet sich mehr und mehr dem Heil zu …

Diese Stufenweise Belehrung ist an mehreren Stellen, hier beim Feldherrn Siho, in folgendem Wortlaut erwähnt:
 
Und der Erhabene gab dem Feldherrn Sīha eine stufenweise Belehrung über die Freigebigkeit, die Sittlichkeit, die Himmelswelten, und er beleuchtete das Elend, die Hinfälligkeit und Unreinheit der Sinnenlüste und den Segen der Entsagung.
 
Als erstes wird an der Entwicklung der Freigiebigkeit / Großzügigkeit gearbeitet, darauf folgt das große Gebiet der Sittlichkeit / Tugend, dann die Einbeziehung der Möglichkeit in unsere Lebensplanung das jenseitige Welten und Wesen existieren und die Bewusstmachung der Gefahren  welche in ungehemmter Befriedigung der Sinne liegen sowie die Vorteile der von deren Zügelung. 

Als nun aber der Erhabene merkte, dass der Geist des Feldherrn Sīha reif war, geschmeidig, ohne innere Hemmungen, in gehobener Stimmung und voller Zutrauen, (Anm. : und erst dann!) da wies er die den Erleuchteten eigene Lehrverkündung: vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, von der Aufhebung des Leidens und vom Pfad.

Erst auf dem Fundament eines gewissen Maßes an Freigiebigkeit/Tugend/Jenseits/Zügelung, den sogenannten „Vorschaltlehren“ welche Bestandteile aller großen Religionen sind, kann die Lehre der Erwachten errichtet werden :

Die vier edlen Wahrheiten ( Leiden, der Leidensursache, die Leidensaufhebung, den Weg zur Leidensaufhebung).

Und gleichwie ein sauberes, fleckenloses Gewand sofort Farbe annimmt, ebenso ging Sīha, dem Feldherrn, während er noch auf seinem Platze saß, das ungetrübte, fleckenlose Auge für die Lehre auf: 'Was immer entsteht, muss vergehen  (Anguttara 8,12)

Wenn wir so vorgehen kann es nicht anders sein das auch uns wie dem General Siho vor 2500 Jahren das ungetrübte, fleckenlose Auge für die Lehre aufgeht und wir mit dem Erkennen der Vergänglichkeit aller Dinge unumkehrbar dem Heilsstand entgegengehen.

Infos zu unserem Kreis unter:
 
 Norbertpasslack@googlemail.com